Restlos unzufriedene Wähler bestimmten EU-Wahlen
1.3 Mio Unions-Wähler enttäuscht und wählten gar nicht mehr
Gut über eine halbe Million Wähler verlor die Union an die AfD.
(KK) Die EU-Wahl ergab gewaltige Verschiebungen mit enormen Stimmenaustausch. Wohin sind sie entschwunden die restlos unzufriedenen Wähler? Die Union "kassiert" über eineinhalb Millionen Wähler von der SPD, dazu eine Mio. von der FDP und sogar halbe Million von den Grün*innen. Sie verliert aber gleichzeitig über eine halbe Million an die AfD und weit über eine Million ehemalige Unionswähler gingen gleich gar nicht mehr zur Urne.
Besonders "sauer" sind frühere SPD-Wähler. Die ehemalige "Arbeiterpartei" verliert insgesamt 3,6 Mio. Wählerstimmen. Davon profitieren die AfD mit
570tsd. (!), das Wagenknecht-Bündnis mit 580 000 und besonders die Union mit sogar eineinhalb Millionen restlos entäuschter Sozis.
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Jungwähler meiden die Zeitungen, Funk und Fernsehen
Junge Menschen zwischen 15 und 20 informieren sich zunehmend nur über die sozialen Medien: Da liegt die AfD weit vorn. Für RTL ein Desaster: Den Jahresrückblick „Menschen, Bilder, Emotionen“ wollten in der vergangenen Woche nur noch 0,39 Millionen Zuschauer in der wichtigsten Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen sehen. Mit 10,7 Prozent bei dem jüngeren Publikum fiel der Marktanteil auf historischen Tiefststand.
Daran werden sich die Fernseh-Anstalten wohl gewöhnen müssen. „Jugend wählt“ heißt die Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Rund um die letzte Europawahl im vergangenen Juni hatte man einen umfangreichen Online-Fragebogen verschickt und knapp 8.000 Antworten von Befragten im Alter zwischen 15 und 20 Jahren ausgewertet. Neben der parteipolitischen Präferenz ging es vor allem darum, wie und wo sich die Jungwähler über Politik informieren. Das Ergebnis ist wuchtiger, als man es sowieso erwartet hatte.
Zeitung, Radio und Fernsehen spielen fast keine Rolle mehr.
Eine zentrale Frage lautete: „An wie vielen Tagen in der vergangenen Woche haben Sie sich über folgende Informationsquellen über den Wahlkampf und die
Parteien informiert?“ Die häufigste Antwort bei Zeitung, Radio und Fernsehen: null.
In Sachen politische Information sind Radio und Zeitungen weitgehend jugendfreie Räume. Über die Hälfte der Befragten nennt hier jeweils den Wert 0. Auch der Mittelwert (0,9 bzw. 1,2 Tage pro Woche) hat Bodenberührung. Das Fernsehen wird nur unwesentlich öfter genutzt, hier liegt der Mittelwert bei 1,5 Tagen pro Woche.
Am häufigsten mit Politik in Berührung kommen junge Menschen in den sozialen Medien. Dabei sind es nicht die am meisten genutzten Kanäle WhatsApp und YouTube, die als Quellen mit den meisten politischen Inhalten genannt werden. Vielmehr gelten TikTok und X-früher-Twitter als die „politischsten“ sozialen Medien, gefolgt von Instagram. Dagegen spieln YouTube, Facebook, Telegram und WhatsApp in der befragten Altersgruppe zur Verbreitung von politischen Informationen nur eine untergeordnete Rolle.
Fast zwei Drittel der 8.000 Befragten gaben an, dass es rund um die Europawahl in den sozialen Medien Parteien gab, die besonders präsent waren. Hier hat die AfD mit weit über 60 Prozent einen fast unglaublichen Vorsprung: Die Grünen als zweitgenannte Partei erreichen noch nicht einmal einen Wert von zehn Prozent.
Eine klare Erkenntnis der Befragung: „Die Jugend“ gibt es nicht. Schon in der Altersgruppe zwischen 15 und 20 ist das Land so gespalten wie insgesamt – wobei die Grünen die Jugend als sichere Basis verloren haben. Je jünger die Befragten sind, desto negativer sehen sie Grüne, FDP und „Linke“ – aber desto positiver die Union und die AfD.
Im ländlichen Raum ist schon bei den Jungwählern die Zustimmung zur Union größer, ebenso die Ablehnung der Grünen. Bei jungen Männern ohne Abitur, die auf dem Land leben, liegt die AfD auf Platz eins der Parteipräferenz; die Grünen sind Schlusslicht. Junge Frauen in Großstädten lehnen die AfD dagegen meist vehement ab; sie bevorzugen die Grünen.
Wahlergebnisse im Landkreis Miesbach weiter ...
"Strahlende Sieger sehen anders aus"
Kommentar zur Europa-Wahl von Josef Kraus zur EU-Wahl 2024 und CDU/CSU-Ergebnis weiter ...
Alexander Radwan:
Neue Grundsicherung statt Bürgergeld - Bestrafung der Fleißigen?
"Die Wähler haben der Ampel bei der Europa-Wahl eindeutig signalisiert, dass sie
einen grundlegenden Politikwechsel in Deutschland wollen. Eine der Lehren muss die Abschaffung des Bürgergelds sein. Viele Menschen haben den Eindruck, dass sich Arbeit nicht mehr für alle lohnt und die Fleißigen bestraft werden. Das Bürgergeld hat nicht dazu beigetragen, die Zahl der Arbeitslosen zu senken. Im Gegenteil: Die Zahl der Bürgergeldempfänger steigt steil an und hat einen neuen Höchststand erreicht. Diese neuen Zahlen gaben uns Anlass, das Bürgergeld zum Gegenstand der Plenardebatte zu machen. Dem gescheiterten Bürgergeld stellen wir unser Konzept der „Neuen Grundsicherung“ gegenüber.
Gute Sozialpolitik macht eine Gesellschaft stark und widerstandfähig. Sie hilft dabei, dass jeder sich mit seinen Talenten und Fähigkeiten bestmöglich einbringen kann. Schlecht gemachte Sozialpolitik bewirkt genau das Gegenteil: Sie lähmt die Eigenständigkeit, frustriert die Fleißigen und schwächt damit die Bereitschaft zur Solidarität. Mit der Einführung des Bürgergelds wurden Anreize gegen eine Arbeitsaufnahme gesetzt, weil das Lohnabstandsgebot nicht einhalten wurde: Wer arbeitet, dessen Einkommen muss deutlich über dem Niveau der Arbeitslosen-unterstützung liegen. Wir fordern eine Abschaffung des Bürgergelds und die Einführung einer „Neuen Grundsicherung“, um die Anreize zu erhöhen, Arbeit aufzunehmen."